Digitalisierte Altenpflege: schnelles Internet und Datenintegration sind ein Muss

Die Altenpflege 2019 zeigt die digitale Richtung, die die Altenpflege einschlägt. An technischen Voraussetzungen fehlt es aber häufig noch.

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Altenpflege_Messe_2019_Impressionen

Die Altenpflege 2019, die größte Leitmesse für die Pflegebranche, ging gestern nach drei geschäftigen Messetagen zu Ende und ließ keinen Zweifel: Es ist alles bereit für die digitalisierte Altenpflege. Doch all die technischen Neuerungen bringen Pflegeeinrichtungen keinen Nutzen, wenn sie an Ihrem Standort kein schnelles Internet verfügbar haben. Auch die fehlende Vernetzung verschiedener Systeme aufgrund von fehlenden Standards in der Datenintegration war ein Thema.

Die Ankündigung der Bunderegierung mit insgesamt 6 Milliarden Euro Digitalisierungsprojekte in der Pflege zu unterstützen, kam den Ausstellern der Altenpflege 2019 wie gerufen. Dementsprechend wurde sich für die Besucher richtig ins Zeug gelegt: mit überragenden Café- oder Lounge-bestückten Messeständen, Live-Jazz-Wohlfühl-Musik, Instagram-Leinwand, iPhone-Verlosung und allgemeiner Tüten-Werbematerialien-Schlacht. Ein starker Gegensatz zur sonst auf Bescheidenheit bedachten Pflegebranche, möchte man meinen, aber ein bisschen positive Ablenkung von den prekären Personalproblemen, komplizierten Trägerverhandlungen und neuen Qualitätsrichtlinien, die in den Kongress-Programm-Vorträgen behandelt werden, tat auch Not.

Die digitalisierte Altenpflege: Zwischen den Möglichkeiten, dem Ausprobieren und dem Stocken von Digitalisierungsprojekten aufgrund von fehlender Bandbreite oder Standardisierung

In der spannendsten Digitalisierungs-Diskussion im Kongressprogramm mit dem Titel „Digitalisierung in der Pflege: Wo stehen wir heute und wohin geht die Reise?“, wagte Dr. Bernhard Opolony vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, München, einen kurzen Rundumschlag, welche erfolgreichen Projekte schon umgesetzt wurden und wie die weitere Digitalisierungsstrategie für die Pflege in Bayern aussieht. Sein Fazit unterm Strich: Einfach mehr Ausprobieren und Erfahrungen sammeln! Die Landesregierung würde das mit diversen Programmen unterstützen. Doch das damit eher die Tablet-isierung der Pflegekräfte, Pflege-Roboter, Tele-Medizin oder maximal das Online-Recruiting über die eigene Website und elektronische Abrechnungsprozesse gemeint sind, war auch in der Halle 7 der IT-Aussteller sichtbar. Digitalisierte Altenpflege eher an der Oberfläche.

Prof. Helmut Kreidenweis von der KI Consult in Augsburg und auch Vorstand der FINSOZ e.V, dem Fachverband Informationstechnologie in der Sozialwirtschaft und Sozialverwaltung e.V., lenkte daher eher das Augenmerk auf den Missstand, dass ein Digitalisierungsprojekt sehr oft von hinten nach vorne aufgezäumt wird, nämlich beginnend mit der Einführung eines Tool für einen bestimmten Bereich ohne Gesamtkonzept hinsichtlich infrastruktureller, technischer oder organisatorischer Gegebenheiten oder Bedürfnisse. So würde dann erst nach der Einführung festgestellt, dass z.B. die W-LAN-Bandbreite an manchen Standorten für die Tablet-Nutzung nicht ausreicht oder jedes spezialisierte Tool für sich zwar wunderschöne Dashboards und Auswertungen zeigt, aber die Datenübertragung von einem ins andere System aufgrund von fehlenden Datenstandards schlicht weg fehlt. Ein Umstand, den Saxess Software mit den Standardschnittstellen von OCT und der einheitlichen Datenbasis für das Controlling verbessern will. Ohne Basis und Vernetzung ist jedes Projekt im Bereich digitalisierte Altenpflege eben auch nur ein Strohfeuer.

Die digitalisierte Altenpflege spielt auch am Saxess Software Messestand eine Rolle.

Wahrer Digitalisierungs-Mut in Unterfranken und Internetprobleme im Technologie-Zentrum Nürnberg – Die zwei Gesichter der digitalisierten Altenpflege

Michael Wehner, Betreiber und Heimleiter des Seniorenheims Saaleufer in Bad Bocklet, gab zum Abschluss noch ein Paradebeispiel an digitalem Ausprobier-Mut und damit allen Zuhörern auch noch ein bisschen Zuversicht mit auf den Weg. Er zeigte in kleinen Videobeiträgen einer Fernsehberichterstattung, wie in seinen Seniorenheimen die Telemedizin erfolgreich den ambulanten Dienst unterstützt, wie ein GPS-Knopf schnelle Hilfe für gestürzte Bewohner bringt und wie eine Lichtschranken-Überwachung im Seniorenheim den Laufdrang von Demenzkranken nicht einschränkt, aber dem Nachtdienst emotionale Entlastung bringt, da entlaufene Bewohner sofort bemerkt und durch einen GPS-Sender geortet werden können. Der kleine Wehrmutstropfen: Für einen Großteil der technischen Neuerungen gab es keine Kostenübernahme durch den Träger. Digitalisierte Altenpflege geht also doch.

In der abschließenden Fragerunde entzündete sich die Diskussion dann wieder an der Basis, als Nicholas Schmolke vom Wohnstift Vitalis aus Nürnberg das Dilemma auf den Punkt brachte: „Reicht denn ihr W-LAN für all das aus? Bei uns nämlich nicht!“ Er schilderte kurz und eindrücklich, wie „scheiß-kompliziert“ die Einführung von neuen IT-Systemen oder – Infrastruktur sein kann. Dann konterte er Herrn Opolonie und seinem Ausprobier-Aufruf mit: „Ich probier‘ doch technische Neuerungen nicht einfach aus, indem ich sie aufwendig einführe, um dann festzustellen, dass die Bandbreite in ein paar Jahren nicht greift.“ Ehrliche Worte, die auch nach der Diskussion Sympathiebekundungen auf der Rolltreppe nach sich zogen. „Er hat uns da direkt aus der Seele gesprochen.“ sagt auch Petra Kretzschmar vom DRK Kreisverband Sangerhausen. Auch sie würden nach einem Server-Update die fehlende Bandbreite für den Datenaustausch zwischen den Standorten im ländlichen Raum zu spüren bekommen.

Bremst auch bei Ihnen die fehlende Bandbreite Ihre Digitalisierungsbestrebungen? Oder wo sehen Sie noch unüberwindliche Hindernisse? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen.

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