Über KI, Machine Learning & Wirtschaftsprüfung

Wie Künstliche Intelligenz und Machine Learning die Wirtschaftsprüfung revolutionieren und wie Sie dabei auf dem Laufenden bleiben.

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Über KI, Machine Learning & Wirtschaftsprüfung

Einen weitverbreiteten Irrglauben möchten wir gleich zu Beginn aus dem Weg räumen: Machine Learning (ML) und Künstliche Intelligenz (KI) sind nicht dasselbe! Kurz gesagt ist ML ein Teilgebiet der KI, das das Erschließen von Zusammenhängen aus einer Datenbasis behandelt. KI hingegen umfasst im weitesten Sinne alle Methoden, mit denen Computer eigenständig lernen und Probleme lösen (zum Beispiel auch Robotik und Computerlinguistik). In der Praxis, besonders im Business, werden die Begriffe jedoch meist synonym verwendet.

Damit ist auch schon klar, warum das Interesse von Wirtschaftsprüfern an KI-basierten Methoden ständig wächst: sie unterstützen den Menschen zum Beispiel bei Aufgaben wie dem Auslesen von Dokumenten und Mails oder Jahresabschlussprüfungen. Denn diese sind oft durch hohen manuellen Aufwand gekennzeichnet und werden – seien wir ehrlich – doch ganz gerne abgegeben. Wer hat sich nicht schon gewünscht, die Daten eines Mandanten ganz einfach vollständig zu erfassen, ohne zeitfressende Belegstichproben zu ziehen?

Doch so schnell die Entwicklung hier auch voranschreitet: von der vollautomatisierten Wirtschaftsprüfung sind wir derzeit noch weit entfernt. Sie können sich also wieder an den Schreibtisch setzen, Ihr Job bleibt vorerst sicher.

Aber wo genau stehen wir dann eigentlich? Das lässt sich in einem sich so rasant entwickelndem Gebiet mitunter gar nicht so leicht sagen. Weil dem nun so ist und weil sich diese Frage nur durch regen Austausch der Praktiker beantworten lässt, veranstaltete das Ulmer Forum für Wirtschaftswissenschaften (UFW) nun im zweiten Jahr in Folge eine Fachtagung zum Thema Wirtschaftsprüfung 2.0 . Am 29. April  fand die inzwischen 17. Fachtagung als reines Online-Event statt. Mit über 600 Anmeldungen konnten die Teilnehmerzahlen der vergangenen Jahre bei weitem übertroffen werden. Einen ganzen Tag ging es neben Datenanalyse um Robotic Process Automation, Process Mining, Text Mining (Zu viel Englisch? Die Erklärungen finden Sie am Ende des Textes). 16 Anbieter KI-basierter und digitaler Tools präsentierten sich und ihre Lösungen vor Praktikern aus Gesellschaften und Kanzleien in einer moderierten Live-Sendung. Saxess durfte dabei natürlich nicht fehlen und zeigte, wie unser Tool OCT die essenziellste aller Grundlagen für eine gründliche Wirtschaftsprüfung schaffen kann: eine einheitlich Datenbasis durch über 100 Standardkonnektoren (das komplette Video unserer Präsentation finden Sie hier).

Die Wirtschaftsexperten des UFW um Prof. Dr. Brigitte Zürn und Prof. Dr. Kai-Uwe Marten sind sich im Nachgang einig: KI-Programme werden immer effizienter und effektiver. Sie werden die Arbeit von Wirtschaftsprüfern mehr und mehr erleichtern und verbessern – diese aber nicht ablösen. Die Einsatzfelder von KI in der Wirtschaftsprüfung liegen zwar auf der Hand können aber den Menschen in seiner letzten Entscheidungskonsequenz längst noch nicht ersetzen. Der hundertprozentig fehlerfreie Abschluss auf Knopfdruck wird wohl auch noch lange nicht möglich werden. Es ist vielmehr zu erwarten, dass der Einfluss der KI sich auf Unterstützung bei arbeitsintensiven Routinen beschränken wird, während die Expertise des Wirtschaftsprüfers, gerade bei interpretationsbedürftigen Sachverhalten, unersetzlich bleibt.

Sie wollen mehr zu diesem Thema hören und haben die Fachtagung leider verpasst? Dann gibt es zwei gute Nachrichten! Erstens finden Sie viele der Videos (inklusive unseres) auf dem YouTube-Kanal des UFW. Zweitens befindet sich die Fachtagung 2022 bereits in Planung – und mit Sicherheit wird es bis dahin genügend spannende Neuerungen vorzustellen geben.


Robotic Process Automation: RPA ersetzt manuelle, repetitive und zeitintensive Prozesse durch automatisierte Softwareroboter (Bots). In der Wirtschaftsprüfung bezieht sich das beispielweise auf Dokumentationsschritte zwischen Kunden und verschiedenen Prüfern oder die Extraktion von Buchungsdaten aus dem ERP eines Mandanten. Auch Social Media Beiträge und Mails können per RPA verfasst werden.

Process Mining: Mit Process Mining rekonstruieren Sie Geschäftsprozesse anhand digitaler Spuren in IT-Systemen. So generieren Sie aus Eventslogs Prozessmodelle, anhand derer ineffiziente Vorgänge ausfindig gemacht werden können.

Text Mining: Text Mining bezeichnet jene Analyseverfahren, welche anhand statistischer und linguistischer Mittel Kernaussagen größerer Textdaten zu erfassen. Selbst in unstrukturierten Textmengen können somit schnell Zusammenhänge aufgedeckt werden. In der Wirtschaftsprüfung eignen diese Verfahren sich besonders zur Analyse von E-Mails, Verträgen oder News Artikeln um zum Beispiel Kaufmuster, Wahrheitsgehalte oder Risikofaktoren aufzudecken.

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